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Presemitteilung Februar 2024

17. Februar 2024   

Groß und Klein gemeinsam erfolgreich

67.228 Euro für Menschen in Not

Krisen, Kriege und viele persönliche Sorgen: Wie groß würde da die Spendenbereitschaft ausfallen, fragten sich die Unterstützerinnen und Unterstützer von „Taten statt Worte“ in Barmstedt und Umgebung. Jetzt steht fest: Auch in diesem Jahr können alle Vorhaben in Guatemala, Sierra Leone und im Baltikum mit festen Finanzzusagen rechnen! „Wir sind dankbar und gerührt, dass Sie uns und die notleidenden Menschen, die auf Ihre Hilfe hoffen, nicht haben hängen lassen“, sagte Vereinsvorsitzender Stefan Bolln allen, die gespendet haben. Die Spendensumme 2023 beträgt 67.228,93 Euro. Auch wenn die Gesamtsumme damit etwa 10.000 Euro unter dem Vorjahreszeitraum liegt: Alle Projekte haben eine solide Finanzbasis.

Allein beim Barmstedter Weihnachtsmarkt im Dezember 2023 kamen in Kooperation mit der „Rasselbande e.V.“ und dem Team des Unverpackt-Ladens „KöpManLose“ durch den Verkauf von Weihnachtsgestecken, Waffeln und Glühwein 5567,48 Euro in die Spendenkasse. Die Rasselbande hatte Waffelteig aus 270 Eiern, 30 Kilo Mehl und 10 Kilo Zucker gerührt, die Eltern mehr als 70 Adventgestecke gebastelt. Der KöpManLose hatte die Zutaten, darunter auch Bio-Glühwein, besorgt und günstig abgegeben. Zudem wurde mit einer fertigen Backmischung für ein Haferbrot (abgepackt in einem Glas) und veganen Schmalzbroten Spenden für „Taten statt Worte“ eingesammelt. Bei einem fröhlichen Treffen aller Akteure auf dem Gelände des Kindergartens wurde jetzt die Spende verkündet und gefeiert.

Bolln: „Weiterhin gilt unser Versprechen: Jeder gespendete Cent kommt auch bei den Hilfebedürftigen an. Selbstverständlich arbeiten wir alle ehrenamtlich und mit großem Einsatz. Das geht nur, weil wir einen so treuen Unterstützerkreis haben.“

Seit vielen Jahren leistet „Taten statt Worte“ Hilfe zur Selbsthilfe in Guatemala. Gemeinsam mit den Partnern vom Verein CAFNIMA, dem Zentrum für Familienhilfe nahe Guatemala-City, wird das „Instituto Rainer Sanchez“, eine Schule und Bildungseinrichtung für fast 300 Kinder und Erwachsene sowie das Projekt gegen häusliche Gewalt im Ulpan Valley gefördert. So erfolgreich wird vor Ort gearbeitet, dass es nun immer mehr Nachfrage in Form von Anmeldungen gibt – und neuen Finanzbedarf. Insgesamt konnten im Berichtszeitraum 53.384,33 Euro nach Guatemala überwiesen werden.

In Kamakwie (Sierra Leone) wird gemeinsam mit dem Verein „Mahmoo“ der Ausbau der örtlichen Berufsschule mit etwa 200 Schülerinnen und Schülern betrieben. Ein zweistöckiger Neubau mit Computerraum soll helfen, die stetig wachsende Schülerzahl unterzubringen. An der Finanzierung der Ergänzungsbauten beteiligt sich der Barmstedter Verein mit etwa 50 Prozent.

Die Arbeit von Hanna Middelmann bei der Unterstützung der NS-Opfer im Baltikum wird mit 23.000 Euro gefördert. Allein im Ghetto von Riga waren 1941 innerhalb von zehn Tagen mehr als 27.000 Menschen von den Nationalsozialisten umgebracht worden. Überlebende, die medizinische Unterstützung brauchen, erhalten je 50 Euro pro Monat. Für Arzneimittel können 30 Euro im Monat ausgezahlt werden. Bis 250 Euro können im Falle eines Unglücks oder einer Operation bewilligt werden. Im Todesfall erhält die Familie eine Entschädigung von 250 Euro für die Bestattung des Verstorbenen.

Stefan Bolln: „Das Spendengeld wird verantwortungsbewusst und effizient eingesetzt. So können wir konkrete Not lindern und kleine Zeichen der Solidarität setzen. Herzlichen Dank für alle Unterstützung. Wir werden sie auch in diesem Jahr ganz bestimmt benötigen.“

Pressemitteilung April 2023

24. April 2023   

Extra-Spende gegen die Armut in Guatemala

Maya-Kinder bekommen Schulhefte und Stifte

Erfolg verpflichtet! Weil immer mehr Schülerinnen und Schüler die „Rainer Sanchez Schule“ am Rande einer Müllkippe bei Guatemala-City besuchen wollen, startet der Verein „Taten statt Worte“ (Barmstedt) nun eine Extra-Spendenkampagne: Damit soll es vor allem Kinder aus besonders benachteiligten Maya-Familien ermöglicht werden, zur Schule zu gehen. Als „Starter-Paket“ erhalten sie kostenfrei Lernmittel wie Hefte und Stifte. Vielfach verzichteten bisher ihre Eltern auf eine Schulanmeldung, weil ihnen die Mittel selbst für die einfachste Schulausstattung fehlen. „Taten statt Worte“ stockte auch die Spendenmittel für die Schule um 10.000 Euro auf, weil wegen der Inflation, Regierungsauflagen und zusätzlicher Lehrkräfte das Jahresbudget nicht mehr reichte. „Wir sind froh, dass wir so viele langjährige und treue Unterstützerinnen und Unterstützer haben, die kontinuierlich dieses wichtige Bildungsprojekt in Lateinamerika fördern. Diese Hilfe ist gerade in Krisenzeiten besonders wichtig. Deshalb bitten wir auch jetzt wieder Spenden, jeder Euro hilft“, sagt Stefan Bolln, Vorsitzender des Vereins.



In der Schule ist die Zahl der eingeschriebenen Schülerinnen und Schüler zuletzt von 239 auf jetzt 330 gestiegen. Es konnten Bachelor-Abschlüsse erreicht werden, andere Kinder erhalten eine zweite Chance dafür durch Extra-Förderung. Es musste aber auch Bewerbern abgesagt werden, der Lehrermangel ist spürbar. Um gerade auch der indigenen Bevölkerung die Chance auf Zugang zu Bildung zu verschaffen, verteilt der Partnerverein der Barmstedter, CAFNIMA, Lernmittel gratis (siehe Fotos) – denn deren Kosten sind vielfach in armen Familien ein Grund, die Kinder nicht anzumelden.

Corona, Wirtschaftskrise und Erdrutsche, die während der Regenzeit Häuser zerstörten und Menschen obdachlos und arbeitslos machten, lässt viele verzweifeln. Auch im „Instituto Rainer Sanchez“ gab es während der Pandemie Einschränkungen – nun aber werden wieder mehr Lehrerinnen und Lehrer für den Präsenzunterricht benötigt. Als weiteres wichtiges Projekt wird im Ulpan Valley die Arbeit gegen häusliche Gewalt unterstützt, unter der besonders Frauen zu leiden haben. Hier sollen Deeskalations-, Selbstverteidigungs- und Anti-Gewalt-Trainings helfen, hinzu kommen psychologische Beratung, Hausbesuche und Hilfestellung im Alltag, gerade für alleinerziehende Mütter. Für sie gibt es auch Kurse in nachhaltiger Landwirtschaft, Schneiderei und Wasserversorgung, um ihnen die Existenzsicherung und ein berufliches Fortkommen zu ermöglichen. Ergänzt wird dies mit Kursen zur Ernährung, um die Gesundheit von Kindern und Eltern zu fördern. „Taten statt Worte“ unterstützt auch Hilfsprojekte in Sierra Leona, Tansania und im Baltikum.

Spendenkonto

Taten statt Worte e.V.
Sparkasse Südholstein

IBAN: DE96 2305 1030 0113 1497 36

Interview mit Momme Weiher zu seinen Erfahrungen in Sierra Leone

17. Mai 2022   

Momme Weiher (22): Von Barmstedt nach Sierra Leone

„Wie wir leben, ist ein Privileg“

Taten kann man in jedem Alter sprechen lassen: Momme Weiher ist der jüngste Unterstützer des Vereins „Taten statt Worte“. Der 22jährige aus Itzehoe macht in Barmstedt eine Ausbildung zum Schornsteinfeger und Energieberater. In diesem Jahr ist er nach Sierra Leone gereist, wo aus Spendengeldern der Aufbau eines Berufsschulzentrums finanziert wird.

Momme, junge Leute in Deinem Alter wollen nach New York oder London. Warum bist Du nach Kamakwiein Sierra Leone gefahren?

Ich bin reiselustig, New York gehört auch zu meinem Reisezielen. Aber in Afrika habe ich gelernt: So läuft die Welt wirklich. Wie wir hier in Deutschland leben, ist ein Privileg.

Was heißt das konkret?

Zum Beispiel: Kein fließendes Wasser, kein Strom von Stadtwerken – Licht haben wir abends mit Kerzen gemacht. Geduscht wird mit der Kelle aus dem Bottich. Kinder laufen Kilometer mit Kanistern auf dem Kopf, um überhaupt Wasser heranzuschleppen. Manche hungern tagelang, weil es einfach nichts für sie gibt. Viele fragten mich, ob ich ihnen etwas zu essen geben kann. Die Not macht aus ihnen kleine Erwachsene. Selbst die 15 Euro Schulgeld im Jahr können sich viele Familien nicht leisten – auch hier hilft „Taten statt Worte“ mit Zuschüssen. Denn Bildung ist der Schlüssel für eine bessere Zukunft.

Genau da setzt das Berufsschulzentrum an. Wie ist dort die Lage?

Es wurde schon einiges erreicht, gemeinsam mit dem Itzehoer Verein „Mahmoo“. Es gibt Schulräume, eine Schulküche, sehr engagierte Lehrkräfte, die sogar viel Freizeit opfern. 242 Schülerinnen und Schüler profitieren davon, einige haben jeden Tag einen Schulweg von zweimal 10 Kilometern, ein Halbmarathon. Ich habe hospitiert und auch ein wenig im Unterricht geholfen. Von Deutschland habe ich nicht so viel erzählt, es hätte sie nur unglücklicher gemacht. Das Durchschnittseinkommen liegt hier bei 527 Euro – im Jahr!

Gibt es denn gar keine Zeichen der Hoffnung?

Doch, klar, kleine Zeichen vor Ort. Die Schule kann erweitert werden, weil der Andrang enorm ist. An gespendeten Nähmaschinen erlernen Frauen und Mädchen das Schneiderhandwerk und bauen sich eine Existenz auf, etwa durch die coolen Taschen, die „Lions Bag“ heißen und sich gut verkaufen (siehe: www.lionbag.de). So werden sie zur Haupteinnahmequelle ihrer Familie. Es hat mich berührt, wie extrem freundlich und fürsorglich ich hier trotz aller Not aufgenommen wurde, die Sorgen meiner Oma haben sich nicht bewahrheitet.

Wie geht es weiter mit der Schule?

Die Bereiche Computer und IT finden großes Interesse, das wird ausgebaut. Denn so entstehen neue Möglichkeiten, auch aus Afrika in einer Boombranche Fuß zu fassen. Das Haus soll erweitert werden, auch ein Internetcafe für Kinder und Jugendliche soll entstehen. Viele, die hier lernen, wollen sich später selbständig machen. Wenn ich sie nach ihrem Berufswunsch gefragt habe, hörte am häufigsten: Anwalt in Amerika oder Fußballstar. Das war schon herzergreifend, denn dieses Ziel werden sie ja kaum erreichen. Da sind Handwerksberufe realistischer.

Und Deine Pläne?

Ich mache meine Ausbildung fertig und werde weiter unterwegs sein in der Welt. Auch nach Sierra Leone halte ich mit Messangerdiensten Kontakt. Und ich freue mich auf Guatemala, dort ist „Taten statt Worte“ ja schon sehr lange aktiv.

Pressemitteilung 13.05.2022

17. Mai 2022   

Der Jüngste berichtete aus Sierra Leone – Videoschalte nach Guatemala – Laudatio im Garten:

So feierte „Taten statt Worte“ den 90. Geburtstag des Vereinsgründers Rainer Sanchez

Das war ein großes Überraschungspaket für Rainer Sanchez: Mitglieder des Vereins „Taten statt Worte“ (Barmstedt im Kreis Pinneberg) zeigten ihm und seiner Frau Gaby anlässlich seines 90. Geburtstages bei einem Kaffeetrinken in seinem Garten, wie erfolgreich und weltumspannend ihre Hilfsaktion geworden ist, die einst in Kambodscha begann. Momme Weiher (22) erzählte von seinem Besuch bei den Berufsschülern in Kamakwie im westafrikanischen Sierra Leone, per Video meldeten sich Christian und Rosi Aponte vom Verein „CAFNIMA“, einem Zentrum für Familienhilfe nahe Guatemala-City. Dort werden im „Instituto Rainer Sanchez“ bereits mehr als 200 Kinder und Erwachsene unterrichtet – Hilfe zur Selbsthilfe.

Christian Bornholdt vom Vereinsvorstand sagte in seiner Rede: „Rainer, Du bist für mich das Paradebeispiel eines „barmherzigen Samariters“. Nicht wegschauen! Unerschrocken sein. Helfen da, wo es geboten und möglich ist. Hilfe zur Selbsthilfe geben! Diese Dinge sind das, für das Du stehst. Das habe ich von Dir lernen können. Wir danken Dir für Deine große und wichtige Arbeit.“

Rainer Sanchez: „Ich bin wirklich gerührt. In diesem Verein arbeiten die Generationen gemeinsam dafür, Menschen in Not zu helfen. Wir haben viel bewirkt, aber es ist noch viel zu tun. Es bleibt wichtig, dass wir auch kleine Zeichen der Solidarität immer wieder setzen.“

1979 war „Taten statt Worte“ von Rainer Sanchez in Barmstedt gegründet worden. Seitdem wurde vielfache Hilfe geleistet, in Afrika, Asien, Lateinamerika und dem Baltikum.

Pressemitteilung 16.12.2021

23. Dezember 2021   

Corona trifft die ganze Welt – Spenden aus dem Norden helfen

Barmstedter Verein reist digital zu den Menschen in Not

„Hola! Hola! Was für eine Freude!“ Rainer Sanchez (89) ist aus dem Häuschen: Aus einem Büro am Barmstedter Marktplatz können er, seine Frau Gabi und Vereinsvorsitzender Stefan Bolln in Echtzeit per Videokonferenz mit den Partnern ihrer Hilfsorganisation „Taten statt Worte“ in Guatemala sprechen. Corona macht erfinderisch: Weil die pandemische Lage derzeit keine Besuche vor Ort erlaubt, werden digitale Endgeräte genutzt, um sich einen Eindruck zu verschaffen und Hilfsmaßnahmen zu koordinieren. 

Das Virus habe auch in Lateinamerika schwere Schäden angerichtet, gesundheitlich wie sozial, berichten Christian und Rosi Aponte vom Verein „CAFNIMA“, einem Zentrum für Familienhilfe nahe Guatemala-City. Erst 17 Prozent der Menschen seien geimpft, weiterer Impfstoff wird sehnlich erwartet. Nun sollen „Gesundheitshelfer“ vor Ort beraten, wie man sich vor dem Virus schützt; auch Fake News machen immer wieder Probleme. „Die Corona-Lage in den ärmsten Teilen der Welt ist deutlich dramatischer als hier. In den Elendsgebieten haben nur wenige Menschen überhaupt die Chance auf Arztbesuch, Test und Impfstoff. Wegen des Wirtschaftseinbruchs verloren in Guatemala viele ihre Arbeit, hinzu kamen während der Regenzeit Erdrutsche, die Häuser zerstörten und Menschen obdachlos machten. Das treibt uns um, da müssen wir helfen. Die große Spendenbereitschaft hier macht vieles möglich“, sagt Stefan Bolln.

Auch im „Instituto Rainer Sanchez“, einer Schule und Bildungseinrichtung für rund 200 Kinder und Erwachsene, gibt es während der Pandemie Einschränkungen – mit Fernunterricht, aber auch Präsenzveranstaltungen mit Maske und Distanz. Der Zugang zum Internet ist längst nicht überall gesichert, nicht selten gibt es nur ein einziges Handy in der Familie und wenige Onlinestunden pro Woche. 90 Prozent der Schülerinnen und Schüler brauchen die technische Hilfe der Schule: Jeden Freitag dürfen sie in das „Computer Lab“, um die Gräte zu nutzen. Neben dem Unterricht in Mathematik, Sprachen und anderen Fächern erfreut sich der Kunstunterricht besonderer Beliebtheit: Hier stellen die Kinder mit Recyclingmaterial eigene Kunstwerke her, teilweise auch in Heimarbeit. Für die Jüngsten gibt es Schuhe aus Pappe, an denen sie daheim lernen, wie man Schuhbänder richtig bindet.

Als weiteres wichtiges Projekt während der Pandemie wird im Ulpan Valley die Arbeit gegen häusliche Gewalt unterstützt, unter der besonders Frauen zu leiden haben. Hier sollen Deeskalations-, Selbstverteidigungs- und Anti-Gewalt-Trainings helfen, hinzu kommen psychologische Beratung, Hausbesuche und Hilfestellung im Alltag, gerade für alleinerziehende Mütter. Für sie gibt es auch Kurse in nachhaltiger Landwirtschaft, Schneiderei und Wasserversorgung, um ihnen die Existenzsicherung und ein berufliches Fortkommen zu ermöglichen. Ergänzt wird dies mit Kursen zur Ernährung, um die Gesundheit von Kindern und Eltern zu fördern. 66 Gärten wurden in sieben Kommunen gegründet, um für diese Arbeiten eine dauerhafte Grundlage zu schaffen.

10.000 Euro Soforthilfe hat „Taten statt Worte“ gerade wieder geleistet. Schule und Kindergarten sollen unbedingt funktionstüchtig bleiben. Das Grundstück für einen Erweiterungsbau ist gekauft, die Bauarbeiten aber kommen erst noch. „2021 war kein einfaches Jahr. Aber wir tun das, was möglich ist. Wir danken allen, die mit ihrer Spende Menschen in Not helfen“, so Rainer Sanchez. 2020 konnten die Arbeit in Guatemala mit rund 55.000 Euro unterstützt werden. Hinzu kamen Hilfsprojekte in Sierra Leona, Tansania und im Baltikum.

Pressemitteilung 02.07.2021

4. Juli 2021   

80 Jahre nach der Besetzung des Baltikums durch die Nazis

Taten statt Worte: Barmstedter Verein will den letzten Überlebenden des Holocaust helfen

Im November will Hanna Middelmann wieder nach Riga fahren. 80 Jahre ist es her, dass die deutsche Wehrmacht die Sowjetunion und das Baltikum besetzte und ein mörderisches Regime errichtete: Allein im Ghetto von Riga wurden 1941 innerhalb von zehn Tagen mehr als 27.000 Menschen von den Nationalsozialisten umgebracht, in der ehemaligen Sowjetunion werden nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs insgesamt 27 Millionen Opfer beklagt. Hanna Middelmann setzt sich seit Jahrzehnten für diejenigen ein, die in Lettland und Litauen den Holocaust überlebt haben und dort um Angehörige trauern. Der Barmstedter Verein „Taten statt Worte“ unterstützt sie dabei, denn die Not der Überlebenden ist groß in der Ostseeregion.

Die Hilfsaktion gilt etwa 80 Holocaust-Überlebenden im Baltikum, vielfach krank und traumatisiert – manche beklagen den Tod sämtlicher Familienmitglieder, andere kennen ihre Herkunft noch nicht einmal, weil sie noch Kleinkinder waren, als das Morden begann. Der Barmstedter Verein „Taten statt Worte“ sammelt für sie Spenden ein, damit Medikamente, Arztrechnungen, Operationen, Pflegekräfte für die sehr alten Menschen, die z.T. bettlägerig sind, bezahlt werden können. 

Entstanden ist das Hilfsprojekt durch den Kontakt des Barmstedter Vereinsgründers Rainer Sanchez zu dem Göttinger Ehepaar Hanna und Wolf Middelmann, das dort schon seit 1993 die Unterstützung organisierte. Auslöser waren Berichte, nach denen ehemalige Mitglieder der lettischen Waffen-SS aus der Bundesrepublik eine Versehrten-Rente erhielten, wenn sie ein Kriegsverwundung nachweisen konnten. Wer aber die Judenvernichtung der Nationalsozialisten überlebt hatte, blieb ohne Entschädigung. Das Lehrer-Ehepaar beschaffte Medikamente und medizinische Instrumente und sammelte Spenden ein für die Hilfsbedürftigen. Ihr Engagement dokumentierten sie in einem 190 Seiten langen Buch mit dem Titel „Dem Judenmord entkommen“. Ihr Archiv ist so bedeutend, dass sich das „United States Holocaust Memorial Museum“ in Washington darum bewarb. Dort ist nun das nachzulesen, was die Überlebenden bezeugten.

Auch nach dem Tod ihres Mannes blieb Hanna Middelmann aktiv. Sie schätzt die organisatorische Unterstützung durch den Barmstedter Verein, der für sie auch die Finanzbuchhaltung erledigt und Spenden-Nachweise erstellt: „Vor 20 Jahren lernten wir Herrn Sanchez und seine Frau bei einer Geburtstagsfeier kennen. Es ergaben sich sehr lebendige Gespräche zwischen uns. Er erzählte uns ausführlich von seinen vielen unterschiedlichen Projekten, die er im Laufe von Jahrzehnten weltweit aufgebaut hatte. Sein Anliegen war, wo immer er große Not sah, den Ärmsten auf dieser Welt zu helfen. Wir sprachen dann auch über unsere Unterstützungshilfe im Baltikum, die ihn ebenso interessierte, und der Kontakt blieb lebendig bis heute.“

Dass Moral und Haltung keine Frage von Bildung oder Besitzstand ist, hat Hanna Middelmann an den Geschichten aus der grausamen Zeit immer wieder gesehen. Im November und Dezember 1941 wurden mehr als 27.000 Menschen an ausgehobenen Gruben in Wäldern nahe Rigas erschossen. „Es gab ausgebildete Fachleute, die die Aufgabe für die NS-Statthalter erledigten, die Massengräber genauestens auszumessen, damit darin auch wirklich alle Ermordeten Platz finden würden“, berichtet sie erschüttert: „Woher kam bloß diese unvorstellbare Vernichtungswut? Und woher kommt die Zunahme antisemitischer oder neonazistischer Denkweisen heute? Wir wollen einen Beitrag leisten zu einer mitmenschlicheren Zukunft.“

In einem ihrer Rundbriefe zitiert Hanna Middelmann deshalb auch den Text eines Schulleiters an seine Lehrer, der den Holocaust überlebt und in den USA Schutz gefunden hatte: „Liebe Lehrer! Ich habe ein Konzentrationslager überlebt. Meine Augen haben Dinge gesehen, die kein menschliches Auge je erblicken sollte: Gaskammern, erbaut von gebildeten Ingenieuren; Kinder, vergiftet von wissenschaftlich ausgebildeten Ärzten; Säuglinge, getötet von erfahrenen Kinderschwestern; Frauen und Kinder, erschossen und verbrannt von ehemaligen Oberschülern und Akademikern. Deswegen traue ich der Bildung nicht mehr. Mein Anliegen ist: Helfen Sie Ihren Schülern, menschlich zu werden. Ihr Unterricht und Ihr Einsatz sollte keine gelehrten Ungeheuer hervorbringen, keine befähigten Psychopathen, keine gebildeten Eichmanns. Lesen, Schreiben und Arithmetik sind nur wichtig, wenn sie dazu beitragen, unsere Kinder menschlich zu machen.“

1979 ist „Taten statt Worte“ von Rainer Sanchez in Barmstedt gegründet worden. Seitdem wurde vielfache Hilfe geleistet, in Afrika, Asien, Lateinamerika und dem Baltikum.

Das Spendenkonto „Taten statt Worte e.V.“:

DE96 2305 1030 0113 1497 36  bei der Sparkasse Südholstein

Homepage im Internet: www.taten-statt-worte.org

Pressemitteilung 13.04.2021

13. April 2021   

Beton und Nähmaschinen gegen Fluchtursachen

„Taten statt Worte“ unterstützt trotz Covid-19 aktiv in Sierra Leone / Westafrika

BARMSTEDT. Kamakwie im Norden von Sierra Leone ist etwa so groß wie Barmstedt – anders als im Kreis Pinneberg gibt es dort jedoch weder Strom noch fließend Wasser. Das westafrikanische Land gehört zu den ärmsten der Welt. Der Barmstedter Verein „Taten statt Worte“ unterstützt in der Distrikt-Hauptstadt seit kurzem eine Berufsschule mit etwa 200 Schülerinnen und Schülern, woran auch die Covid-19-Pandemie nichts geändert hat. Gerade sind die Initiatoren des Projekts, Marion von Oppeln und Lars Bessel, von dort zurückgekehrt: „Wir stehen auch in schwierigen Zeiten zu unseren Partnern.“

Und das war dringend nötig: In der vergangenen Regenzeit war die Mauer eines Klassenraumes durch die Wassermassen einfach weggerissen worden. „Die Schule wurde direkt nach dem Bürgerkrieg 2002 erbaut und war dringend renovierungsbedürftig“, so Bessel. Insgesamt 15.000 Euro flossen in die Grundinstandsetzung aller Gebäude, die Hälfte davon stammt aus Barmstedt. „Die korrekte Mittelverwendung über 7.500 Kilometer hinweg sicherzustellen, ist nicht ganz einfach“, erklärt von Oppeln ihre Sorgen aus dem vergangenen Jahr, als eine Reise wegen der Pandemie nicht möglich war. Doch der diesjährige Besuch brachte die beruhigende Erkenntnis, dass alle Spenden ordnungsgemäß verbaut worden sind. Mit Geld aus Barmstedt hatte das engagierte Ehepaar zuvor bereits zehn pedalbetriebene Nähmaschinen für die Schneider-Klasse der Schule angeschafft und die Hauswirtschaftsabteilung mit einer Grundausstattung versorgt. Dazu zählt sogar eine kleine Gefriertruhe, die dank der kleinen Solaranlage auf dem Schuldach mit Strom versorgt werden kann. „Wir sind sehr dankbar für diese Co-Finanzierung“, sagt Bessel, „ohne dieses Geld wäre das alles nicht möglich gewesen.“

Und die beiden haben weitere große Pläne, bei denen „Taten statt Worte“ sie unterstützen wird: Ein zweistöckiger Neubau soll dafür sorgen, dass die stetig wachsende Schülerzahl auch künftig genug Platz hat; vor allem die Computerabteilung, die regen Zulauf registriert. Auf über 50.000 Euro schätzt von Oppeln die Kosten. „Gemeinsam möchten wir diese Welt ein klein wenig gerechter machen, den Jugendlichen im Busch eine Perspektive im eigenen Land bieten und auf diese Weise auch Fluchtursachen bekämpfen.“

Der Verein „Taten statt Worte“ ist 1979 von Rainer Sanchez in Barmstedt gegründet worden. Seitdem wurde vielfache Hilfe in Afrika, Asien und Lateinamerika geleistet.

Spendenkonto „Taten statt Worte e.V.“ → IBAN: DE96 2305 1030 0113 1497 36

Homepage: www.taten-statt-worte.org

https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Hilfsaktion-aus-Nortorf-Alte-Naehmaschinen-fuer-Sierra-Leone,naehmaschinen108.html

Pressemitteilung 17.02.2021

13. März 2021   

Mitten in der Pandemie:

Spendenbereitschaft für „Taten statt Worte e.V.“ weiter hoch – Hilfsprojekte in Guatemala, Sierra Leone und Tansania

Erfolgreiche Bilanz in schwierigen Zeiten: Der Verein „Taten statt Worte“ mit Sitz in Barmstedt (Landkreis Pinneberg) hat im Jahr 2020 Spenden in Höhe von insgesamt 108.479,22 Euro erhalten. Unterstützt werden damit u.a. Selbsthilfeprojekte in Guatemala, Sierra Leone und Tansania – „Taten statt Worte“ fördert u.a. Bildungsarbeit, Schulbau, Schulbesuch, Lebensmittelverteilung und nachhaltige Landwirtschaft. Einige Spenden erfolgten zweckgebunden für die medizinische Versorgung von KZ-Überlebenden im Baltikum.

Stefan Bolln, Vorsitzender des Vereins: „Die Pandemie schränkt gerade vieles ein – nicht aber die Spendenbereitschaft. Im Gegenteil: Obwohl zahlreiche Präsenzveranstaltungen ausfallen mussten, darunter unsere Spendenaktion auf dem Barmstedter Weihnachtsmarkt, bleibt die Hilfsbereitschaft auf einem hohen Niveau. Viele wollen gerade jetzt Menschen an anderen Orten der Welt unterstützen, die auf Solidarität dringend angewiesen sind und auch unter Corona erheblich leiden. Unser Ziel bleibt Hilfe zur Selbsthilfe. Dafür arbeiten wir mit uns persönlich bekannten Personen vor Ort zusammen und nehmen auch selbst in Augenschein, welche Fortschritte durch die Spenden möglich gemacht werden. Bei uns ist und bleibt es Tradition, dass jeder gespendete Cent auch bei den Projekten in den Ländern ankommt. Wir arbeiten alle ehrenamtlich – auch alle Mittel, die z.B. für administrative Aufgaben oder Reisen aufgebracht werden müssen, finanzieren wir aus der eigenen Tasche. Wir sind dankbar für jede kleine oder große Spende. Herausragend ist Jahr für Jahr die Unterstützung durch den Barmstedter Kindergarten Rasselbande, etwa durch den Verkauf von Adventskränzen.“

Der Verein hält auch während der Pandemie Kontakt zu seinen Ansprechpartnern vor Ort, geplant ist in den kommenden Wochen sogar eine Reise nach Sierra Leone, um den dortigen Ausbau einer Berufsschule beratend zu unterstützen.

1979 war die Hilfsorganisation von Rainer Sanchez in Barmstedt gegründet worden. Seitdem wurde vielfache Hilfe in Afrika, Asien und Lateinamerika geleistet.

Das Spendenkonto „Taten statt Worte e.V.“:

DE96 2305 1030 0113 1497 36 bei der Sparkasse Südholstein

Homepage im Internet: www.taten-statt-worte.org

Mail: kontakt@taten-statt-worte.org

Weihnachtsgruss aus Guatemala

3. Januar 2021   

Ciudad Vieja, Christmas 2020.

Dear friends of the TsW group:

A Christmas greeting and a hug to all of you.

This pandemic has united us all in our humanity, in our fragility in the face of uncertainty, in our concern for our loved ones, in the impossibility of accompanying our sick friends and acquaintances. This pandemic has also pointed out to us the great persistence differences of the survival ability between the poor and not so poor.

In Guatemala, the few resources of our state are spent in unnecessary wages and corrupt investments, the poor survive the pandemic and the effect of two hurricanes amid with little public support and empathy…

Many poor people lost their jobs or lost their informal economic activity… With your help, we were able to distribute 4.500 rations of food in poor mayan villages and in areas affected by the hurricanes. We have the volunteering, support of churches, local mayors and peasant organizations to reach families in great need and sometimes isolated by flooding.

We also continue activity or the Rainer Institute for 150 young students and 80 kindergarten children. We had to adapt our teaching methodology with the preparation of teaching sheets and receiving homework once a week…. Because our students don’t have computers or internet in the house. Teachers were often at risk of contagion and we had to isolate the team a couple of occasions after being in contact with covid sick students, but thank God no co-workers were infected until now.

We continue our work to improve the income of 130 Ulpán peasant families with the practice of agro-ecological agriculture and support the initial organization of 60 single women (widows, single mothers, abandoned wives, and self-describing women as „spinsters“) who are often harassed,mistreated, and sometimes raped by men in their communities in the absence of a man in their family to defend them. The health promoters attended more than 600 consultations this year and the midwives attended 97 home deliveries. CAFNIMA training of traditional midwives and health promotors took special importance amid the pandemic and the obligatory confinement in communities so isolated.

We temporarily suspended our microfinance program in June 2020. Thank God we only lost 5% of our revolving funds due to the pandemic… Our advisors visited women’s homes with necessary precautions and helped to recuperate the loans. Other organizations lost 50 to 90% of their portfolio. Our members are women who have appreciated the way CAFNIMA has worked with them for years and made an effort to repay their credits. In December we restarted microcredit work with a focus on creating new competencies and skills in our microcredit recipients.

This work has been made possible by the sacrifice and bravery of CAFNIMA’s work team. From Mardo, Armando, and our team from un Ulpán, our credit advisers and teachers who walked sometimes in fear, but with great determination in the midst of the pandemic.

I want to thank you for your support, your effort to support food distribution, the education, agriculture and health programs among the poor families of Guatemala.

We pray for your health and for this terrible test to be over for our families. We think of Rainer and hope all is well.

My family sends you a greeting and thanks for your solidarity and concern.

With great affection.

Rosi, Christian Aponte, Rachel and grandchildren.

Danke Helga!

7. November 2020   

über viele Jahre hat sich Helga Pergande an der Seite und als älteste Mitarbeiterin von mir, Rainer Sanchez und seiner Organisation „Taten statt Worte“ für ein besseres Leben der Ärmsten in der Welt eingesetzt.

Mehrere Reisen haben wir gemeinsam unternommen Ob zwischen den Fronten des Bürgerkrieges im damaligen Jugoslawien oder in unwegsamem Gelände Äthiopiens, ob auf Müllhalden   in Guatemala oder in dessen Hochland bei der indigenen Bevölkerung, ob in Kitas an äußerst gefährlichen sozialen Brennpunkten – Helga war dabei und hat nach Kräften bei der Bewältigung der Probleme mitgewirkt.

Nicht zuletzt durch ihre journalistische Begleitung unserer Arbeit in der  örtlichen Presse hat sie entscheidend dazu beigetragen, der Organisation „Taten statt Worte“ zu einem beeindruckenden Erfolg in der Bekämpfung der Armut in der Welt zu verhelfen.

Unsere Organisation hat einen großen Verlust erlitten.

Im Namen von „Taten statt Worte“ sage ich: DANKE HELGA!

Rainer Sanchez