Pressemitteilung 16.12.2021
Corona trifft die ganze Welt – Spenden aus dem Norden helfen
Barmstedter Verein reist digital zu den Menschen in Not
„Hola! Hola! Was für eine Freude!“ Rainer Sanchez (89) ist aus dem Häuschen: Aus einem Büro am Barmstedter Marktplatz können er, seine Frau Gabi und Vereinsvorsitzender Stefan Bolln in Echtzeit per Videokonferenz mit den Partnern ihrer Hilfsorganisation „Taten statt Worte“ in Guatemala sprechen. Corona macht erfinderisch: Weil die pandemische Lage derzeit keine Besuche vor Ort erlaubt, werden digitale Endgeräte genutzt, um sich einen Eindruck zu verschaffen und Hilfsmaßnahmen zu koordinieren.
Das Virus habe auch in Lateinamerika schwere Schäden angerichtet, gesundheitlich wie sozial, berichten Christian und Rosi Aponte vom Verein „CAFNIMA“, einem Zentrum für Familienhilfe nahe Guatemala-City. Erst 17 Prozent der Menschen seien geimpft, weiterer Impfstoff wird sehnlich erwartet. Nun sollen „Gesundheitshelfer“ vor Ort beraten, wie man sich vor dem Virus schützt; auch Fake News machen immer wieder Probleme. „Die Corona-Lage in den ärmsten Teilen der Welt ist deutlich dramatischer als hier. In den Elendsgebieten haben nur wenige Menschen überhaupt die Chance auf Arztbesuch, Test und Impfstoff. Wegen des Wirtschaftseinbruchs verloren in Guatemala viele ihre Arbeit, hinzu kamen während der Regenzeit Erdrutsche, die Häuser zerstörten und Menschen obdachlos machten. Das treibt uns um, da müssen wir helfen. Die große Spendenbereitschaft hier macht vieles möglich“, sagt Stefan Bolln.
Auch im „Instituto Rainer Sanchez“, einer Schule und Bildungseinrichtung für rund 200 Kinder und Erwachsene, gibt es während der Pandemie Einschränkungen – mit Fernunterricht, aber auch Präsenzveranstaltungen mit Maske und Distanz. Der Zugang zum Internet ist längst nicht überall gesichert, nicht selten gibt es nur ein einziges Handy in der Familie und wenige Onlinestunden pro Woche. 90 Prozent der Schülerinnen und Schüler brauchen die technische Hilfe der Schule: Jeden Freitag dürfen sie in das „Computer Lab“, um die Gräte zu nutzen. Neben dem Unterricht in Mathematik, Sprachen und anderen Fächern erfreut sich der Kunstunterricht besonderer Beliebtheit: Hier stellen die Kinder mit Recyclingmaterial eigene Kunstwerke her, teilweise auch in Heimarbeit. Für die Jüngsten gibt es Schuhe aus Pappe, an denen sie daheim lernen, wie man Schuhbänder richtig bindet.
Als weiteres wichtiges Projekt während der Pandemie wird im Ulpan Valley die Arbeit gegen häusliche Gewalt unterstützt, unter der besonders Frauen zu leiden haben. Hier sollen Deeskalations-, Selbstverteidigungs- und Anti-Gewalt-Trainings helfen, hinzu kommen psychologische Beratung, Hausbesuche und Hilfestellung im Alltag, gerade für alleinerziehende Mütter. Für sie gibt es auch Kurse in nachhaltiger Landwirtschaft, Schneiderei und Wasserversorgung, um ihnen die Existenzsicherung und ein berufliches Fortkommen zu ermöglichen. Ergänzt wird dies mit Kursen zur Ernährung, um die Gesundheit von Kindern und Eltern zu fördern. 66 Gärten wurden in sieben Kommunen gegründet, um für diese Arbeiten eine dauerhafte Grundlage zu schaffen.
10.000 Euro Soforthilfe hat „Taten statt Worte“ gerade wieder geleistet. Schule und Kindergarten sollen unbedingt funktionstüchtig bleiben. Das Grundstück für einen Erweiterungsbau ist gekauft, die Bauarbeiten aber kommen erst noch. „2021 war kein einfaches Jahr. Aber wir tun das, was möglich ist. Wir danken allen, die mit ihrer Spende Menschen in Not helfen“, so Rainer Sanchez. 2020 konnten die Arbeit in Guatemala mit rund 55.000 Euro unterstützt werden. Hinzu kamen Hilfsprojekte in Sierra Leona, Tansania und im Baltikum.